Praxistest …
Für den obligatorischen Praxistest wurde die empfohlene audiodo-App via Google-Play heruntergeladen; sie belegt in der Version 1.5.00 zunächst etwa 24 MB auf dem für den Test herangezogenen Smartphone. In besagter App können variantenreiche Equalizer-Voreinstellungen ausgewählt werden, die sich an bestimmten Genres beziehungsweise vorgegebenen Frequenzbereichen orientieren. Diese technische Eigenschaft bot uns ausreichend Gelegenheit, die Tribit In-Ears bei jedem Lied aus mehreren Einstellungen heraus zu beurteilen, wobei die personalisierte „Ausgangsvariante“ Wertungsrelevanz für das Kriterium des Klangs besaß. Die weiteren EQ-Modifikationen zählten für uns gewissermaßen zum Punkt der technischen Finesse, da wir bisher immerzu nur den Standardklang bei klassischen Kopfhörern getestet haben. Die Personalisierung sei hier als Ausnahme angeführt, da der anfängliche Selbsttest nun einmal ein festes Produktmerkmal darstellt.
Eine Möglichkeit zur manuellen EQ-Justierung besteht unter dem Punkt „Customized“, gestaltet sich ohne professionelle Frequenzgangmessung jedoch schwierig. Ferner lag uns mit dem Android-Gerät eine denkbar schwache Audioquelle vor, was die Hardware betrifft. Ein solcher Umstand kann Hörergebnisse stark beeinflussen, bildet jedoch einen absolut vorstellbaren Praxisfall ab. Potente Verstärker und DACs kamen nicht zum Einsatz, gleichwohl Impedanz und Sensitivität bei In-Ears keine sonderliche Herausforderung für ein Handy darstellen.
Beim persönlichen Selbsttest der App, welcher die Hörbarkeit verschieden frequentierter Töne auf dem linken und rechten Ohr abfragte, ergab sich der Umstand einer divergenten Hörempfindlichkeit. Womöglich wird sich für findige Hersteller ein Vorteil daraus ergeben, zukünftig maßgeschneiderte Testprobanden an OCinside einzusenden. Zumindest wäre es mit diesem Testergebnis nun realisierbar, die Richtigkeit der Momentaufnahme vorausgesetzt. Bei (den meisten) Menschen ist von einer signifikanten Empfindlichkeit für den einstelligen kHz-Bereich bis etwa 5 kHz auszugehen, wie Amir von Audiosciencereview es erklärte. So spiele der Pegel des Klirranteils eine signifikante Rolle in den oberen Mitten, obwohl die zweiten harmonischen Oberschwingungen im Subbass – absolut gesehen – in aller Regel höher ausfallen. Eine sich graduell ändernde Sensitivität für den Hochtonbereich liegt im Bereich dessen, was Menschen ab und an zu einem Selbsttest animieren könnte. Mit steigendem Alter nimmt sie ab, was laut einigen „bösen Zungen“ auch die sehr grelle Abstimmung von diversen Grado-Kopfhörern bedingt haben soll. Diese werden und wurden offenbar „händisch“ vom Inhaber John Grado selbst „optimiert“, welcher im zarten Alter von 12 Jahren beim Familienunternehmen angefangen haben soll – wohlgemerkt im Jahr 1965. Das jedoch nur am Rande. Sehr spannend gestaltete sich der – je nach Ohr ziemlich oder relativ – lineare Verlauf im unteren Frequenzbereich, wobei auf der x-Achse des Diagramms die genauen Werte in Hertz fehlten. Es bleibt demnach unklar, wie weit die Anzeige der App grundsätzlich in das untere und obere Frequenzspektrum hineinragt. Dieses Detail sollte aus Transparenzgründen unbedingt noch ergänzt werden.
Bei anderen Hörversuchen reichte das Hörvermögen des Testers bis in den Bereich zwischen 16 und 17 kHz hinein – im Sinne einer aktiven Wahrnehmung der Schwingungen. Darüber waren die Ohren gewissermaßen undefinierbar belegt. In diesem Bereich ist die pure Luftigkeit in der Klangwahrnehmung zu verorten.
Auf der Startseite der App lassen sich neben den FlyBuds theoretisch noch andere Modelle anlegen und aufrufen und es wird bereits ein Gesamtladestatus in Prozent angezeigt. Nach dem Auswählen des Geräts differenziert die App noch genauer zwischen dem linken und rechten Ohrhörer. Es dürfte allerdings nur selten Anlass für eine erhebliche Differenz im Ladestatus bestehen.
Zum subjektiven Probehören erfolgte eine Auswahl verschiedener Musikstücke unterschiedlichster Künstler und Genres. Im Falle des Android-Smartphones kam das musikalische Aufgebot eines bekannten Streamingdienstes zum Einsatz, wobei nach der Nomenklatur des Anbieters die Qualität der Musikstücke HD oder Ultra HD erreichte. Unser Hörvorgang soll stets ein möglichst breites Spektrum an Musik abdecken und die speziellen Begabungen und Mankos von In-Ears ausfindig machen. Zu Vergleichszwecken haben wir den kabelgebundenen Hifiman RE800 Silver herangezogen, der mit knapp 120 Euro in etwa auf dem Niveau des Tribit-Modells liegt, allerdings aufgrund hohen Alters bereits mehrfach preislich reduziert wurde.
Der Eindruck über die FlyBuds veränderte sich nach dem Anlegen des personalisierten Profils etwas. So wirkte die Musik nicht mehr ganz so dröhnend im Bass und dafür etwas strukturierter in den Mitten, wobei sich das grundsätzliche Timbre nicht veränderte. In der nachfolgenden Hörprobe kam dieser personalisierte Modus zum Einsatz, bildet er doch eine zentrale Produkteigenschaft ab. Zudem wurde diese individuelle Standardeinstellung durch jeweils zum Song passende EQ-Profile ergänzt, um zumindest die Möglichkeiten der App ein wenig auszuloten.
Stark verallgemeinert bildete Hifiman Töne in der oberen Hälfte transparenter und spitzer ab, während Tribit gleich der Individualisierung sehr viel mehr Körper im Subbass und einen starken „Slam“ im mittleren und höheren Bassbereich darbot. Beide Modelle suggerierten bauartbedingt keinen sonderlich weiten Raum um den Kopf herum, aber eine durchaus wahrnehmbare Raumtiefe. Weiterhin verfügten die FlyBuds im speziellen über leicht zurückgenommene, zum Teil sehr neutral klingende Mitten, wie wir es nun an konkreten Beispielen darlegen.
Klangliche Aspekte – Titel 1 | |
Titel und Band/Musiker | If(>365) |
Hifiman RE800 Silver | scharfkantige und luftige Instrumente und fehlendem Basskörper |
Tribit FlyBuds C1 Pro (personalisiert, ohne EQ) | sehr voller klang bei dunklem Timbre, ordentlicher Slam, Detailgrad und Transparenz bei Instrumenten gering |
Tribit FlyBuds C1 Pro (personalisiert, EQ-Spielereien) | eher eine generelle Verschlechterung, siehe Beschreibung |
Um die importierten Schriftzeichen nicht falsch darzustellen, können sich Interessenten das Musikstück „If“ über Apple Music suchen. Das sehr vordergründige E-Piano klang auf den FlyBuds ohne EQ recht musikalisch und schön warm, die Hihats im Hintergrund dagegen zu flach und zu stark zurückgenommen. Hier fehlte es offenbar trotz Personalisierung an etwas Energie um 7-10 kHz und/oder der stärkere Bass ließ die Hihats schwammig klingen. Ein rhythmischer, leicht dominanter „Slam“ begleitete die reichhaltigen Passagen des Werks. Das ludt regelrecht zum „mitwippen“ ein und wusste zu unterhalten, selbst wenn bei den vielen gleichzeitig einprasselnden Tönen etwas die Präzision und Separierung der Instrumente von den digitalen Tönen verloren ging. Beim recht künstlich-räumlich klingenden Saxophon fehlte etwas die Luftigkeit. Dafür kam erneut eine deutliche Wärme und damit das frequenztechnisch obere Bassfundament durch.
Wir haben es uns nicht nehmen lassen, etwas mit den Equalizer-Presettings zu spielen und ausgerechnet bei Read Aloud oder Podcast kamen die Instrumente etwas klarer heraus, sicherlich mittels der Erhöhung der Pegel in den Mitten. Hier sollen menschliche Stimmen, deren Grundtöne zwischen ca. 100 und 1kHz liegen und deren Harmonische jedoch bis in den zweistelligen KHz-Bereich vordringen, besser akzentuiert werden. Das glich den ansonsten sehr starken mittleren und oberen Bassbereich hörbar aus. Die Musik klang weniger romantisiert, was für eine Anhebung im Bereich von ca. 2-5 kHz spricht, ein bereits bei der Personalisierung sehr auffälliger Anpassungsbereich. Im Gegenzug ging der impact deutlich zurück. Bei der Voreinstellung „Dance“ wiederum wirkte der „Slam“ noch körperhafter und die Hihats zogen sich in ihr schwammiges Nichts zurück. Auffällig gestaltete sich der Umstand, bei allen Umstellungen den Eindruck einer niedrigeren Lautstärke vernommen zu haben, obwohl am Regler keine Veränderung vorgenommen wurden. Die paradoxerweise als „personalisierte Standardeinstellungen“ zu bezeichnende Variante stellte sich zurecht als am besten geeignet für die Wertung heraus.
Eine markante Klangcharakteristik kann durch zu viel EQ schnell zerstört werden, was bei der Auswahlmöglichkeit eher öfter als seltener passieren dürfte. Dennoch haben wir trotz Personalisierung spaßeshalber den niedrigen Treblebereich um 8kHz herum auf +3 dB angehoben und die Instrumente dadurch etwas scharfkantiger erklingen lassen. Zusammen mit den angehobenen Mitten der personalisierten Einstellung ergab sich somit die detaillierteste Abbildung der Instrumente bei gleichzeitig unangetasteter Bassquantität.
Der Hifiman-Proband verfügt über keinerlei tonale Einstellmöglichkeiten und wies standardmäßig einen etwas reduzierten „Slam“ auf, der erst bei hoher Lautstärke zackig und deutlich wahrnehmbar in die Gehörgänge einfiel. Im Gegenzug dazu klangen die Klaviertöne und das Saxophon schon etwas luftiger als bei Tribit. Gerade die höchsten Töne des Saxophons wurden zudem präziser dargestellt und es hallte etwas langanhaltender in den Raum hinein. Generell wirkte das gesamte Musikstück nicht mehr so vollmundig und war offenbar im oberen Bassbereich etwas ausgedünnt. Das Klavier spielte nicht mehr nur vordergründig, sondern übernahm regelrecht den Großteil der Präsentation. Insgesamt kann der RE800 Silver als größerer Freund in der Akzentuierung einzelner Instrumente bezeichnet werden und gleichzeitig als Feind in Sachen romantischer Darstellung sowie warmer Klangfarbe.
Klangliche Aspekte – Titel 2 | |
Titel und Band/Musiker | Forest Floor – Fergus McCreadie |
Tribit FlyBuds C1 Pro (personalisiert, ohne EQ) | ermüdende Fülle aufgrund des dominierenden Tieftonbereichs |
Tribit FlyBuds C1 Pro (personalisiert, EQ-Spielereien) | generelle Verschlechterung, siehe Beschreibung |
Mit dem Mercury-Preis erhalten vortreffliche irische und britische Lieder regelmäßig eine Auszeichnung, so auch im Jahr 2022. Mit „Forest Floor“ lag hier ein Preisträger der modernen Klassik vor, welcher laut Bowers & Wilkins von schottischen Landschaften inspiriert worden sein soll. Die tiefen Pianotöne und das dahinfließende Streicheln der noch tiefer hinabreichenden Kontrabass-Saiten profitierten wenig überraschend vom dominanten Bass der FlyBuds, ermüdeten das Gehör aber auch sehr schnell. Mit unserem manuellen EQ-Setting verschwand der Kontrabass ein wenig hinter den dynamischeren und schnelleren Pianoanschlägen; dennoch bildete sich ein schönes und volles Klangfundament aus. Das ab und an intervenierende Schlagzeug trat ebenfalls etwas deutlicher aus seinem Schatten hervor. Durch EQ ließ sich dieses Musikstück noch etwas besser „durchhalten“ als mit dem wuchtigem Standardbass. Durch das Equalizer-Presetting „Classical“ wiederum verringerte sich erneut die Gesamtlautstärke, weshalb hier ein Griff an den Lautstärkeregler erfolgte. Die Instrumente wurden hier etwas besser separiert, was den Kontrabass mehr hinter dem Piano „hervorholte“.
Gleich welche Einstellung Tribit auch bot, kam der Kontrabass nirgendwo so klar hervor wie auf dem RE800 Silver, wenngleich mit weniger „spürbarem“ Klangkörper. Die Piano-Klänge verbreiteten sich etwas diffus, fielen aber ebenfalls detaillierter aus. Leider wirkte das Musikstück viel zu hell, so als wäre jeder Ton – rein bildlich gesprochen – um eine Oktave nach oben gewandert. Mit den In-Ears von Tribit tauchten vor dem inneren Auge des Hörers die rauen Highlands und das Rannoch Moor auf, was Hifiman in seiner Präsentation nicht zu vermitteln gedachte. Allmählich kam der Wunsch auf, aus Tribit und Hifiman einen Hybriden zu formen, da sich beide mehr und mehr als Spezialisten ihrer eigenen Gattung entpuppten. Die RE800 Silver lagen ursprünglich allerdings bei einem unverbindlichen Verkaufspreis von 599 USD und hier hat das Alter den heutigen Preispunkt bestimmt. Wenn Tribit eine solche relative Preisentwicklung erleben sollte und sich die Nutzer an ein etwas durchdachtes EQ-Profil setzen, spricht vieles für den Fortschritt im Bereich der musikalischen Bluetooth-Übertragung.
Klangliche Aspekte – Titel 3 | |
Titel und Band/Musiker | Mot Cu Lua (Du Dua Version) – Bich Phuong |
Tribit FlyBuds C1 Pro (personalisiert, ohne EQ) | Sanftheit der Stimme solide, Dynamik dagegen schlecht transportiert |
Tribit FlyBuds C1 Pro (personalisiert, EQ-Spielereien) | geringfügige Verbesserungen |
Bislang fehlte es unserem Praxistest an einem Repräsentanten der Gesangsstimmen und so hielt als dritter Titel im Bunde ein modifiziertes Lied der populärsten Popmusikerin Vietnams her. In der Originalversion von „Mot Cu Lua“ fließt der Gesang noch etwas mehr dahin, weshalb wir beide Versionen zum Anhören empfehlen. Zu Anfang kam bei Tribit ohne EQ das fröhliche Pfeiffen sehr voluminös durch und hallte wie gewünscht etwas nach. Die nachfolgende Strophe, welche chronologisch als „Build-Up“ herhält, beinhaltete die weiche und dennoch weitreichende Stimme der Künstlerin Bich Phuong. Doch wo ist die Dynamik geblieben – oder vielmehr – wie kann Tribit Phuong so etwas nur antun? Trotz personalisiertem Sound kam die deutlich zurückgenommene Stimme geradezu einschläfernd auf das tonale Tablett. Mit unserer manuellen EQ-Einstellungen steigerte sich die Transparenz in den höheren ihrer Tonlagen geringfügig.
Das Pfeiffen zu Anfang wirkte auf den Hifiman In-Ears deutlich räumlicher und die Stimme von Phuong dynamischer im dem Sinne, dass sich der Stimmlagenwechsel von den weicheren Passagen zu den höheren Tönen des „Build-Ups“ als besser unterscheidbar herausstellte. Die Geräusche der Mundbewegungen und hörbaren Atempausen wurden zudem etwas detaillierter aufgelöst. Phuongs Stimme ist zart, aber nicht langweilig. Hier geht der Punkt ganz klar an Hifiman, da hier der Sängerin die lebendigere Entfaltungsmöglichkeit geboten wurde. Minimalistischer „Slam“ hin oder her…
Nach einer ausgiebigen Hörsession und Ruhepausen ohne Aufladen befanden sich die FlyBuds bei einem angezeigten Ladestatus von 60% und so hätten sie nach dem langen Vormittag auch sicherlich noch den kompletten Nachmittag durchgehalten. Die ungefähre Angabe von acht Stunden Betrieb – alias ein Bürotag – können wir damit schätzungsweise bestätigen. Wer bei seinen Reisen hin und wieder an eine herkömmliche USB-A-Buchse gelangt, wird ohnehin niemals ohne „Saft“ dastehen. Wir kamen wunderbar mit etwa einer Stunde für das Aufladen klar. Für eine überschaubare Outdoor-Aktivität reicht dieses Durchhaltevermögen von Ladebox und In-Ears allemal aus; die IPX4-Zertifizierung gegen allseitiges Spritzwasser legt eine Verwendung der Hörer beim Unterwegssein nahe. Allerdings sollte bei „nassen“ Aktivitäten der Spritzwasserschutz der Audioquelle ebenfalls nicht unterschätzt werden.
Da wir die FlyBuds im Szenario des Unterwegsseins verorten, bildete die Einstellung der Geräuschisolation den wesentlichen Untersuchungsgegenstand unseres Praxistests. Doch auch der Transparenzmodus kann keinesfalls als untauglich für die Praxis bezeichnet werden, da die Musik von außen bereits aus 20-30 cm Entfernung niemanden mehr belästigen dürfte. Ohne ANC und Musik ließen sich die Autos durch das geschlossene Fenster hindurch über den Asphalt rauschen hören, aber auch bei Reisen mit der Bahn oder im Flugzeug fallen Hintergrundgeräusche mit entsprechender Musiklautstärke kaum noch auf. Die Klangsignatur ändert sich sogar etwas. So spielte das Tribit-Produkt mit weniger Bassdruck auf und die Klänge wirkten kaum überraschend weniger eingeschlossen.
Diese Vielfalt ging also aus den technischen Einstellmöglichkeiten hervor. Sie hieven das Produkt vielleicht nicht in den Olymp audiophiler Klangerlebnisse, doch deckt Tribit abgesehen von einer glaubhaft imitierten Livebühne großen Umfangs viele Szenarien ab. Solange der starke Bass die Präferenz des Käufers abbildet, können die FlyBuds tonal überzeugen.
Tribit FlyBuds C1 Pro BTHA2 Gesamteindruck …